Lymphödem

Lymphödem: Schwellung und zunehmende Verhärtung des Bindegewebes infolge einer angeborenen (selten) oder erworbenen (häufig) Lymphabflussbehinderung. Die Behandlung ist langwierig, eine Heilung oft nicht möglich.

Leitbeschwerden

  • Blasse, weiche, schmerzlose Schwellung, anfangs noch Druckdellen hinterlassend, verbunden mit Schweregefühl und eingeschränkter Beweglichkeit.
  • In fortgeschrittenen Stadien derbe, nicht mehr vollständig rückbildungsfähige Schwellung mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung.

Die Erkrankung

Ist der Lymphabfluss behindert, staut sich die Lymphe vor dem Abflusshindernis und ein Lymphödem entsteht. So beginnt das Lymphödem am Bein typischerweise als langsam zunehmende, schmerzlose Schwellung des Vorfußes und der Zehen. Als typisches Zeichen für ein Lymphödem lässt sich die obere Hautfalte der zweiten Zehe mit zwei Fingern nicht mehr anheben, weil sie prall und derb ist (= Stemmersches Zeichen positiv). Die Schwellung schreitet langsam Richtung Abflusshindernis fort. Die Fußknöchel sind nicht mehr abgrenzbar, so dass das Bein wie ein Baumstamm aussieht. Die anfangs teigig eindrückbare, rosafarbene Umfangsvermehrung des Beins wird zunehmend härter und chronifiziert. Die Haut bleibt aber elastischer als bei der chronisch venösen Insuffizienz. Auch wenn die Ausbildung eines offenen Beins selten ist, ist die geschwollene Extremität sehr anfällig für Weichteilinfektionen, die dann das Lymphödem weiter verschlimmern.

Beim seltenen primären Lymphödem sind Lymphbahnen von Geburt an fehlerhaft angelegt. Oft treten Schwellungen erst im späteren Leben auf, z. B. im Rahmen einer Schwangerschaft oder Fußverletzung. Meist sind die unteren Extremitäten betroffen.

Ein sekundäres Lymphödem entsteht, wenn gutartige oder bösartige Tumoren den Lymphabfluss behindern oder Lymphbahnen durch Verletzungen, Infektionen, Operationen oder Tumorbestrahlungen zerstört wurden. Es tritt nicht selten an Oberarm und Schulter nach Brustkrebsoperationen auf, wenn die Lymphknoten der Achselhöhle entfernt werden mussten. Auch eine wiederholte Lymphangitis oder Wundrose (Erysipel) kann zum sekundären Lymphödem führen. Ein bestehendes Lymphödem wird durch eine Lymphangitis oder eine Wundrose verschlimmert.

In der südlichen Hemisphäre sind Fadenwürmer, die in den Körper eindringen und jahrelang in den Lymphbahnen überleben, die häufigste Ursache für zum Teil groteske Lymphödeme. Wenn sich Körperteile aufgrund einer Lymphstauung massiv vergrößern, wird dies als Elephantiasis bezeichnet.

Das macht der Arzt

Der Arzt kann ein Lymphödem meist schon anhand des Aussehens und der dazugehörigen Krankengeschichte (z. B. der Lymphödementwicklung am Arm nach Entfernung der Achsellymphknoten) von anderen Schwellungen abgrenzen. Auch die Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Lymphödem ist leicht: Beim primären Lymphödem ist die Schwellung am Ende der Gliedmaßen und außerdem an beiden Gliedmaßen gleich ausgeprägt, beim sekundären Lymphödem hingegen eher rumpfnah und fast immer nur einseitig.

Wenn die Ursache eines Lymphödems nicht offensichtlich ist, erfolgen umfangreiche Untersuchungen, weil auch ein Tumor ausgeschlossen werden muss. Eventuell ist es erforderlich, Lymphbahnen durch Einspritzen eines Kontrastmittels (Kontrastlymphografie) oder radioaktiver Flüssigkeit (Lymphszintigrafie) darzustellen, um ihren Verlauf und ihr Aussehen beurteilen zu können.

Die optimale Therapie besteht aus fünf Teilen; sie wird unter dem Begriff komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) zusammengefasst:

  • Sorgfältige Haut- und Fußpflege, Vermeidung von Einrissen und Verletzungen zur Vorbeugung von Infektionen.
  • Manuelle Lymphdrainage: Mit kreisenden Bewegungen der Finger und bestimmten Handgriffen wird die Gewebsflüssigkeit zu den Lymphknoten transportiert.
  • Soweit praktikabel, wird der betroffene Körperteil in Ruhezeiten hochgelagert.
  • Kompressionstherapie: Spezielle Kompressionsverbände mit Kurzzugbinden und langzeitige Versorgung mit Kompressionsstrümpfen der Klassen II, III und in Ausnahmefällen IV. Im Krankenhaus steht oft auch die pneumatische Kompressionstherapie mit mechanischer Auspressung der Gliedmaßen durch wechselnd aufpumpbare Manschetten zur Verfügung.
  • Entstauende Bewegungstherapie, z. B. gymnastische Übungen.

Wenn alle bisherigen Therapiemaßnahmen keinen Erfolg zeigen, können in Ausnahmefällen mikrochirurgische Lymphbahnoperationen, die nur in spezialisierten Zentren ausgeführt werden, den Lymphabfluss verbessern.

Selbsthilfe und Komplementärmedizin

Bewegung. Erörtern Sie mit Ihrem Physiotherapeuten, wie Sie mit eigenen Übungen zur Entstauung beitragen können. Das, was Sie täglich zu Hause vollbringen, ist weit wichtiger als das, was 30 Minuten einmal in der Woche in der Krankengymnastik-Praxis passiert.

Sie können durch gymnastische Übungen dazu beitragen, den Lymphabfluss zu fördern. Gut sind Übungen mit hochgelegten Beinen (bei morgens geschwollenen Beinen lohnt ein Versuch schon vor dem Aufstehen!). Sehr hilfreich ist auch Gehen mit gleichzeitiger Kompression am Bein, z. B. Nordic Walking. Auch Schwimmen und Aqua-Jogging sind günstig. Ein Mannschaftssport ist ungeeignet, weil Verletzungen wie Stauchungen und Prellungen langwierig sind und Lymphödeme verstärken.

Bei Lymphödemen in den Armen helfen spezielle Fitness-Kurse mit Gewichten. Auch beim Krafttraining sollten aber immer Kompressionsstrümpfe getragen werden.

Temperatur und Kleidung. Hitze und Wärme verstärken die Durchblutung und verstärken so das Lymphödem. Sie sollten Sauna, Sonnenbäder, Solarium und heiße Wannenbäder meiden. Tragen Sie möglichst weit geschnittene Kleidung, die nicht an der Kompressionsstrumpfhose festklebt. Auch die Schuhe dürfen etwas weicher und weiter ausfallen. Die Unterwäsche darf nicht einschnüren. Bei üblichen BHs ist das schwierig, oft werden Baumwoll-BHs besser vertragen.

Kompressionstherapie. Kompressionsstrümpfe oder Armstrümpfe sollten, um wirklich einen Effekt zu haben, möglichst eng anschließen und zusammendrücken. Bestehen Sie deshalb auf einer Maßanfertigung für die Kompressionsklasse III oder IV.

Hautverletzungen und Hautpflege. Die Haut muss sorgfältig gepflegt und vor Verletzungen und Infektionen geschützt werden, weil Heilungsverläufe im geschwollenen Gewebe langwierig sind. Daher dürfen in der betroffenen Körperregion auch keine Blutentnahmen, Spritzenbehandlung oder Akupunktur erfolgen. Selbst das Anlegen von Blutdruckmanschetten ist gefährlich und sollte vermieden werden (nichtbetroffene Seite verwenden!). Verhindern Sie durch lange Kleidung auch Insektenstiche.

Zur Hautpflege sollten Sie keine parfümierten Seifen, Cremes oder Lotionen benutzen. Diese reizen die Haut. Besser sind ph-neutrale Produkte. Wenn Sie Bandagen oder Kompressionsstrümpfe tragen, müssen Sie besonders darauf achten, dass Ihre Haut nicht zu sehr austrocknet.

Achten Sie bei der Nagelpflege darauf, Verletzungen zu vermeiden.

Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn Sie irgendwelche Hautveränderungen im Bereich des Ödems entdecken. Vor allem Wundrose (Erysipel) kann das Lymphödem für Monate verschlimmern.

Homöopathie. Ergänzend verordnet werden die homöopathischen Komplexmittel Lymphomyosot® oder Mucedokehl D4®-Kapseln. In Betracht kommt auch eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung.